Der Nachhaltigkeitsmacher

Jonathan Linker

Kann man das Menetekel der abgehängten Provinz bekämpfen? Jonathan Linker ist davon überzeugt. Der Kommunikationsprofi hat sich auf das Thema Nachhaltigkeit spezialisiert und liebt es regional Menschen zu vernetzen. Mit seiner Familie lebt er mit dem Blick stets nach vorn auf einem fast 100 Jahre alten Hof mitten im Grünen.

Text: Rainer Wälde | Fotografie: Jonathan Linker | Handlettering: Julia Wenderoth | Design: Jonas Seemann

Jonathan Linker will ein neues Bewusstsein für den ländlichen Lebensraum schaffen. Sein Herzensanliegen: Das Gefälle zwischen Stadt und Land aufzulösen. Seine erste Krise hatte er bereits als zwölfjähriger und überlegte sich konkret, wie sein Leben in der nordhessischen Provinz aussehen könnte. Statt zuzuschauen entschied er sich anzupacken, damit sich die Region verändert.

Ein Pionier im Nachhaltigkeitsjournalismus
Seit Jahren konzentriert sich Jonathan Linker auf das Thema Nachhaltigkeit. Als Freelancer berät er Unternehmen und Institutionen zu nachaltiger Entwicklung. Sein Credo: Global denken, lokal handeln. Um die regionalen Wurzeln zu stärken, engagiert er sich nebenher als Fotojournalist für den Mittelstand. „Ich habe große Ehrfurcht vor dem Handwerk und wäre sicher auch als Tischler glücklich geworden“, bemerkt er mit einem zufriedenen Lächeln. Seine Begeisterung für die Meister ihres Faches drückt er in seinen authentischen Reportagen aus. In seinen Texten und Bildern sorgen Ackerboden, Holzdielen und Sägespäne für emotionale Nähe.

Wir bauen die Zukunft unserer Kinder
Mit 35 Jahren macht sich Jonathan Linker viele Gedanken um die Zukunft seiner beiden Söhne: In welcher Welt werden sie aufwachsen? Wie kann ich heute schon ihre Zukunft mitgestalten? Um die tägliche Begegnung mit der Region schon von Kindheit auf zu prägen, leben auf seinem Aussiedlerhof auch vier Deutsche Edelziegen und Hündin Evey. Seine eigene Kindheit in den Ausläufern des Knüllgebirges war ziemlich rustikal. Es gab keinen Strom und die einzige Toilette war auf dem Hof. Heute ist er jeden morgen froh über seine italienische Siebträgermaschine und die Gewissheit, dass frische Espresso-Bohnen aus fairem Handel immer nur einen Klick entfernt sind. Behalten hat er sich die Bodenständigkeit und den bewussten Umgang mit endlichen Ressourcen.

Regionale Netzwerke für morgen
Bei den „HOMEbergern“ zählt Jonathan Linker zu den treibenden Motoren: „Ich will aktiv dieses Netzwerk mitaufbauen, um ein neues Bewusstsein für unsere Region zu schaffen.“ Als Kommunikationsexperten ist ihm klar, dass dies nur gemeinsam möglich ist. Deshalb will er aktiv aufklären und Brücken schaffen, über die unterschiedliche Kreativmanufakturen dauerhaft zusammenarbeiten. Das Menetekel an der Wand? Für Jonathan Linker stehen die Zeichen auf regionaler Kooperation: „Wenn wir einander schätzen und weiterempfehlen, entwickelt sich ein neues Selbstbewusstsein, das tut der Region mit Sicherheit gut!“

Jonathan Linker im Interview

„Viele Nachhaltigkeitsexperten sehen die Zukunft der Menschen in der Stadt. Für mich ist das eine technokratische Utopie.“

Was bietet dir die Region Homberg?

Weil es hier nicht alles schon im Überfluss gibt, sind die Menschen dankbar für meine Ideen. Das Leben in der Natur hilft mir dabei, bodenständige Konzepte zu entwickeln. Und die Ruhe die man hier hat, hilft sich zu konzentrieren.

Was kannst du für die Region tun?

Nordhessen hat abseits der kurvigen Straßen sehr viel zu bieten, was in Zukunft für viele Menschen immer wertvoller wird: Luft und Raum zum Atmen und Entfalten und inspirierende Menschen mit großem Bewusstsein für ihre Umwelt. Nordhessen ist eine enorm nachhaltige Region und sollte dafür bekannter werden. Dabei kann ich helfen.

Was fehlt dir in der Region?

Selbstbewusste Kommunen, die mit mutigen Konzepten aus der Fläche herausstechen. Ich sehe mehr Potenzial in Unterschieden und Vielfalt als in der einträchtigen Klage über leere Kassen. Das macht die Region unnötig unattraktiv. Ich freue mich deshalb sehr über die Bewerbung der Stadt Homberg als Cittàslow.

Was wünschst du dir für die kommenden Jahre?

Ich wünsche mir ein selbstbewusstes Nordhessen, das für seine Stärken überregional wahrgenommen wird. Und schnelle Internetverbindungen, damit die Nordhessen selbst den Anschluss an den Rest der Welt nicht verlieren.

Mein Lieblingsort

Sitzbank oberhalb von Leuderode

Hier steht eine Bank unter einer Eiche wo ich öfters raste, wenn ich meine Feierabendrunde drehe, die auch Teil der HOMEberger Komoot-Sammlung ist.

Wo ist das?

Mehr über Jonathan Linker

jonathan-linker.de